Q: Braunschweigisches Landesmuseum - Repro Karl Arndt. Aus: Arndt, Mißbrauchte Geschichte, 1982, S. 217.
Schaufassung für die Locken von Heinrich
dem Löwen und Mathilde

Q: vermutlich Braunschweigisches Landesmuseum - Repro Karl Arend. Aus: Arndt, Mißbrauchte Geschichte, 1982, S. 218.
Schaufassung für das "Mathildenbändchen"

 




Profane Reliquien: Der Dom als Weihestätte

Mit insgesamt 650.000 Reichsmark aus der Staatskasse wurde der von Dietrich Klagges betriebene Umbau des Braunschweiger Doms zur "nationalen Weihestätte" gefördert. In der ersten Phase beteiligte sich Hitler maßgebend an den Umgestaltungsplanungen, bei seinem Besuch 1935 skizzierte er seine Vision einer künftigen "heiligen Grabstätte".

Die schrittweise Umgestaltung und ideologische Inbesitznahme des Doms begann mit der Ausgrabung der Ruhestätte Heinrichs des Löwen und dem Einbau einer Gruft im Jahr 1935. Nachfolgend war das Ziel der weiteren Umgestaltung des Doms, der neugeschaffenen Gruft einen angemessenen, vermeintlich historischen Rahmen zu geben. Der vom 19. Jahrhundert entscheidend geprägte Raum sollte ‚reromanisiert’ werden. In der Gestaltung profaner Reliquien manifestierte sich der Versuch, Vergangenes zu vergegenwärtigen und zu erhöhen: Für Haarlocken des Herzogpaares sowie ein Schmuckband, das der Herzogin Mathilde zugesprochen wurde, wurden zwei Schaufassungen erstellt. Darüber hinaus sollte der gesamte Innenraum im nationalsozialistischen Sinne programmatisch umgestaltet werden: Aus diesem Grund beauftragte man Wilhelm Dohme mit der Schaffung eines Bilder-Zyklus, der die Eroberung der Ostgebiete thematisierte.