Die Braunschweiger Zeitung schreibt am 21.01.1950 über den Klagges - Prozess:

Folter wie im Mittelalter.

Das System, das von den damaligen Machthabern angewandt wurde, war fast in allen Fällen das gleiche. Man begnügte sich nicht damit, die verhaßten Gegner ihrer Funktionen zu entheben, sondern man fand eine geradezu sadistische Befriedigung daran, die wehrlos gewordenen Opfer noch körperlich zu zerschlagen und sie seelisch zu zermürben. Dabei ging man in der Weise vor, daß in den Nachtstunden ein Trupp von SS - Männern, zumeist unter der Leitung des berüchtigten Sturmführers Karl Meyer, in die Wohnung der Gesuchten eindrang, sie aus den Betten holte und in das "Volksfreund" - Gebäude brachte. Hier kam es zu den ersten Mißhandlungen. Aber erst im Vernehmungszimmer begann für die Festgenommenen der eigentliche Leidensweg. In Gegenwart von Alpers wurde den Abgeordneten eine Erklärung vorgelegt, nach der sie sich unterschriftlich verpflichten mußten, aus der SPD auszutreten und auf ihr Mandat zu verzichten. Dabei mußte ausdrücklich die Erklärung abgegeben werden, daß der Verzicht ohne Zwang und Drohung erfolgt sei. Aber ob der Betroffene nun sofort unterschrieb oder sich zunächst standhaft weigerte, dem Schicksal, das ihm im "Volksfreund" zugedacht war, entging niemand. Denn jetzt übernahm die SS unter der Anleitung von Karl Meyer die weitere Behandlung des Falles. Der Delinquent wurde über den Tisch gelegt, seine hintere Körperpartie entblößt, und dann wurde mit Gummiknüppeln und Stahlruten erbarmungslos auf die Opfer eingeschlagen. Wenn die Schläger ermüdeten, traten andere an ihre Stelle. Wurde der Mißhandelte besinnungslos, brachte man ihn mit Wasser wieder zur Besinnung , um die grausame Prozedur von neuem zu beginnen. Manche mußten die Exekution dreimal über sich ergehen lassen. Es war, wie sich der damalige Stadtverordnete Rieke ausdrückte, eine Mißhandlung, die sich nur mit den "Foltern des tiefsten Mittelalters" vergleichen läßt. Wer bis dahin auf sein Mandat noch nicht verzichtet hatte, unterschrieb jetzt, wenn auch seine blutbesudelten Augen gar nicht mehr erkennen konnten, was sie eigentlich unterschrieben.

Quelle: Bein (2000)