Q: Wunderlich, Die erste deutsche Staatseisenbahn, S. 37.
2001: Verwaltungsgebäude der Nord/LB
1890: Kopfgebäude des Bahnhofs

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Alter Bahnhof

Alter Bahnhof

Deportationen aus Braunschweig

Vom Braunschweiger Bahnhof aus wurden Juden sowie Sinti und Roma in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Insgesamt sind Deportationen von 970 Juden belegt, von über 1100 jüdischen Personen jedoch wahrscheinlich. Über die genaue Anzahl der von Braunschweig aus deportierten Sinti ist bisher wenig bekannt.

Deportation der Braunschweiger Juden

Schon 1933 zeichnete sich im Freistaat Braunschweig der Judenhass des Naziregimes in erschreckendem Maße ab. Der erste bekannte Abtransport von Braunschweiger Juden fand bereits im Oktober 1938 statt. In einer reichsweit stattfindenden Blitzaktion wurden am 27./28. Oktober 1938 die im Deutschen Reich lebenden polnischen Juden verhaftet und nach Polen abgeschoben. Aus Braunschweig wurden 69 Personen nach Zbaszyn in Polen gebracht. Kuno Roth, einer der aus Braunschweig abgeschobenen Juden erinnert sich an die Deportation vom Braunschweiger Bahnhof: "Am nächsten Tag wurden wir (...) durch die Gestapo zum Braunschweiger Bahnhof gebracht. Dort wimmelte es von Gestapo mit Maschinenpistolen. Ein Personenzug wartete schon auf uns verhaftete Juden..." (Stadtarchiv BS H III 7, 69 Abt. 5, aus: Vögel, und in Braunschweig, S. 30).

Diese Aktion betraf auch die Eltern von Herschel Grynszpan, dessen Attentat auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst von Rath, die Nationalsozialisten im November 1938 als Vorwand für die Verschärfung ihrer antisemitischen Hetze und schließlich für ein reichsweites Pogrom nahmen. In der Folge dieser sogenannten "Reichskristallnacht" (9. auf 10. November 1938) kam es in Braunschweig zu einer großen Verhaftungswelle. 149 Juden wurden - vor den Augen der Braunschweiger Bevölkerung - in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Als man sie vier Wochen später unter der Bedingung, ins Ausland auszureisen, wieder frei ließ, folgten viele der Anweisung. Im Jahr 1939 wurden von der Gestapo noch 226 Juden in Braunschweig festgestellt. Die jüdischen Braunschweigerinnen und Braunschweiger, die nicht rechtzeitig emigrieren konnten, wurden in die Vernichtungslager im Osten deportiert.

Am 15./16.12.1941 verließ ein Deportationszug Braunschweig, der vom Ruhrgebiet kommend über die Sammelstellen Osnabrück/ Bielefeld, Hannover und Braunschweig nach Riga verlief. Weitere Deportationen mit Datum und Bestimmungsort sind der unten stehenden Tabelle zu entnehmen.

Datum
Bestimmungsort
21.01.1942
Riga
31.03.1942
Warschau
11.04.1942
"in den Osten"
06.07.1942
Theresienstadt
11.07.1942
Auschwitz
24.07.1942
Theresienstadt
03.10.1942
"in den Osten"
02.03.1943
"in den Osten"
16.03.1943
Theresienstadt
Mai 1943
"in den Osten"
Oktober 1943
"in den Osten"
25.02.1945
Theresienstadt

Deportation der Braunschweiger Sinti

Am 16. Dezember 1942 ordnete Himmler die Verschleppung der Sinti und Roma aus dem Reichsgebiet in das Vernichtungslager Auschwitz an. Über die genauen Umstände der Deportation der Braunschweiger Sinti ist bisher nur wenig bekannt. Für die meisten der Sinti aus Braunschweig wurde der Transport nach Auschwitz, Dachau und Buchenwald zum Weg in die Vernichtung. Vorbedingung waren die systematische Ausgrenzung und Entrechtung seit 1933, die vollständigen Erfassung und die seit 1939 erfolgte "Festsetzung" der "Zigeuner" in Sammellagern. Auch in Braunschweig wurden Sinti ghettoisiert, in Veltenhof wurde ein solches Lager eingerichtet. Am 3. März 1943 wurde das Lager aufgelöst und die Bewohner vom Braunschweiger Bahnhof aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur wenige kehrten zurück. Mindesten 124 Personen aus Braunschweig kamen durch die nationalsozialistische Verfolgung ums Leben.

 

   

Quellen:
Dohnke, Kay: Nationalsozialismus in Norddeutschland. Ein Atlas. Europa Verlag München, 2001.
Jugendring Braunschweig e.V./ Arbeitskreis Andere Geschichte e.V.(Hrsg.): Die andere Stadtrundfahrt. Braunschweig 1930-1945. JURB-Verlag Braunschweig, 2.Auflage 1990.Bein, Reinhard (Hrsg.): Juden in Braunschweig. 1900-1945. Materialien zur Landesgeschichte. Braunschweig o.J.
Bein, Reinhard: Freistaat Braunschweig 1930-1945. Döring Verlag Braunschweig, 6. geänderte und erweiterte Auflage 1992.
Vögel, Bernhild:... und in Braunschweig? Materialien und Tips zur Stadterkundung 1930-1945. Hrsg. vom Jugendring Braunschweig. Braunschweig 1994.