Das Schicksal von Matthias Theisen

Matthias Theisen war Geschäftsführer des Baugewerkbundes, Mitglied der KPD und ab 1928 einziger KPD-Abgeordneter in der Stadtverordnetenversammlung. Später trat er in die SPD über und wurde 1931 als sozialdemokratischer Stadtverordneter wiedergewählt.

Am 25. März 1933 drangen SA-Leute in die Wohnung von Theisen in der Schubertstraße ein. Dort wurde er im Beisein seiner Frau halb bewusstlos geschlagen und anschließend ins Volksfreundhaus gebracht, wo er stundenlang aufs Schwerste misshandelt wurde. Trotz der Folterungen weigerte sich Theisen, den Verzicht auf sein Mandat zu erklären. Die SS-Männer unter Führung von Friedrich Alpers fuhren den schwerverletzten Theisen schließlich in die Nähe seiner Wohnung und warfen ihn auf die Straße. Am 10. April starb Theisen nach entsetzlichen Qualen an den Folgen der Folterungen. Seine Frau und der Zentralverband des Baugewerkbundes erstatteten Anzeige. Der Staatsanwalt beschlagnahmte daraufhin Theisens Leiche. Es musste öffentlich zugegeben werden, dass Theisen an den Folgen von Misshandlungen starb.

Der Mord an Matthias Theisen zog ein weiteres Opfer nach sich, seinen behandelnden Arzt Dr. Waldvogel im Krankenhaus St. Vinzenz, den das Schicksal Theisens derart belastete, das er nach dessen Tod Selbstmord beging.

Kurz bevor Theisen starb sagte er zum Jugendleiter des Reichsbanners Hans Hedermann: "Sieh mich an, ich mache es nicht mehr lange. Hilf du mit, dass diese Menschen nicht mehr von Bestien gejagt und gehetzt werden. Ich würde es keinem übel nehmen, der versucht, eine Zwischenlösung zu finden." Hedermann glaubte eine Zwischenlösung gefunden zu haben und nahm Kontakt zum Stahlhelm-Führer Nowack auf, um über eine Zusammenarbeit von Stahlhelm und Reichsbanner zu sprechen.

Quellen:
Reinowski (1933)
Gehrke, Aus Braunschweigs dunkelsten Tagen.
Vögel, und in Braunschweig, S. 64ff.