Eingang zur Gruft

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Q: vermutl. aus: Kunst im Dritten Reich, 4 (1940). Aus: Arndt, Mißbrauchte Geschichte,  1981, S. 220.
Walter und Johannes Krüger: Ansicht der geplanten Gruft Heinrichs des Löwens, 1935

 

Ausgrabung der Ruhestätte

Am 18. Juni 1935 kündigte Ministerpräsident Klagges dem Landesbischof an, dass die Grabstätte Heinrichs des Löwen untersucht werden solle, da man unter dem Doppelgrabmahl ein zerstörtes Gruftgewölbe vermute, welches es wiederherzustellen gelte.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit begann man am 24. Juni 1935 laienhaft mit der Grabung, die zunächst auf sieben Tage begrenzt wurde, später wurde der zuständige Landesarchäologe hinzugezogen. Am 6. Juli 1935 war die Grabung abgeschlossen. Adolf Hitler und andere prominente Vertreter des NS-Regimes, wie Alfred Rosenberg und Hermann Göring, besuchten die Grabungsstätte.

Statt des erhofften Gruftgewölbes fand man zwei Steinsarkophage und die Reste eines Holzsarges. Die aus diesen Särgen ausgehobenen Gebeine wurden untersucht. Trotz fehlender fachlicher Diskussion und ohne publizierte wissenschaftliche Untersuchungsberichte gelangten die Grabungsresultate mit dem Tenor, man habe Heinrich und seine Frau Mathilde eindeutig identifizieren können, schnell an die Öffentlichkeit. (Nach Kriegsende entstand um die tatsächliche Identität der Gebeine eine wissenschaftliche Debatte, die die Zuordnung der Überreste zu Heinrich dem Löwen anzweifelte bzw. als ideologisch motiviertes Wunschdenken zurückwies.

Wenige Tage später, am 17. Juli 1935, skizzierte Adolf Hitler bei dem erwähnten Besuch im Braunschweiger Dom seine Vorstellungen für die Zukunft des Doms als Weihestätte der Nation. Bereits am 14. August 1935 erhielten die von Hitler ins Gespräch gebrachten Architekten Walter und Johannes Krüger (die Erbauer des Ehrenmals und der Hindenburg-Gruft bei Tannenberg) den Auftrag, eine Gruft zu entwerfen. Am 25. November 1935 wurden die Entwürfe fertig gestellt und am 11. Dezember 1935 Hitler zur Begutachtung vorgelegt.

Quellen / Literatur:
Hofmeister, Herman: Bericht über die Aufdeckung der Gruft Heinrichs des Löwen im Dom zu Braunschweig im Sommer 1935. In gekürzter Fassung hrsg. vom Archiv-Verlag und dem Evang. Dompfarramt Braunschweig mit einem Nachwort von Paul Barz. Braunschweig 1978.
Lösch, Niels C.: Die "Erbgesundheit" Heinrichs des Löwen, in: Braunschweigisches Jahrbuch 78 (1997), S. 227-248.
Strauß, Ulrike: Neues zu Grabungen in der Gruft Heinrichs des Löwen im Dom zu Braunschweig, in: Braunschweigisches Jahrbuch 74 (1993), S. 147-164.