Q (1930): Postkarte - Jochen Schaper.
Schlossarkaden 2008 und das Schloss um 1930

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Schloss

Braunschweiger Schloss
SS-Junkerschule

Überblick

Fast 200 Jahre diente das Schloss den Braunschweiger Herzögen als Residenz. Als Symbol von Macht und Herrschaft wurde das größte Gebäude der Stadt ab 1930 von den Nationalsozialisten für Propagandazwecke in Anspruch genommen. Mit der Übernahme dieses Gebäudes sollte zugleich die Geschichte des Schlosses in der Zeit des Kaiserreichs und während der Weimarer Demokratie überwunden werden. Vor allem der Schlossplatz, ab 1935 in "Platz der SS" umbenannt, wurde häufig für Aufmärsche und Zeremonien genutzt. Am 10. Mai 1933 fand hier die reichsweit durchgeführte Bücherverbrennung statt; ab 1935 befand sich im Schloss eine SS-Junkerschule. Das Braunschweiger Residenzschloss wurde im zweiten Weltkrieg stark beschädigt und schließlich 1960 vollständig abgetragen. Im Jahr 2007, 47 Jahre nach dem Abriss, sind die Schlossfassaden samt Schlossvolumen mit mehr als 600 Originalteilen wieder errichtet worden. Das Residenzschloss der Welfen wurde anhand alter Pläne und historischen Fotos in ursprünglciher Größe und am historischen Platz rekonstruiert. Wie bei dem historischen Schloss, steht auf dem Portikus des Residenzschlosses eine Wagenlenkergruppe, die größte Quadriga Europas, mit der Stadtgöttin Brunonia als Wagenlenkerin. Die Räume des Schlosses werden heute von Stadtarchiv, Stadtbibliothek, Kulturinstitut sowie Abteilung Literatur und Musik genutzt.

Erbaut wurde das Schloss zwischen 1715 und 1752. Nachdem es bei den Septemberaufständen gegen Karl II. 1830 ausgebrannt war, wurde es unter Leitung des Schinkelschülers Karl Theodor Ottmer bis 1868 wieder errichtet. Nach der Abdankung Ernst Augusts, des letzten Braunschweiger Herzogs, am 8. November 1918 fanden zahlreiche Einrichtungen der Weimarer Republik hier ihren Platz. Unter anderem hatten einige Museen, Institute der Technischen Hochschule sowie verschiedene Behörden ihren Sitz im ehemaligen Schloss.

Ab 1935 beherbergte das Schlossgebäude eine von reichsweit nur zwei Ausbildungsstätten der Schutzstaffel (SS) bzw. der mit Kriegsbeginn entstehenden Waffen-SS. Die erste SS-Führerschule wurde 1934 in Bad Tölz gegründet und diente als Modell für die Braunschweiger Schule, die im Frühjahr 1935 von SS-Führerschule in SS-Junkerschule umbenannt wurde. Der Umbau des Schlosses zu einem Schulgebäude mit Hörsälen, Ess- und Wohnräumen erfolgte unter der Leitung der braunschweigischen Landesregierung, die auch die Kosten übernahm. Nach dem vier Monate dauernden Ausbau wurde die Schule im Juni 1935 offiziell eingeweiht.

Die Gründung der Braunschweiger Schule erfolgte insbesondere auf Betreiben des Ministerpräsidenten Dietrich Klagges, der selbst Mitglied der SS war. Er rechnete sich durch die Ansiedlung der Schule in Braunschweig einen Prestigegewinn für die Stadt aus, die er (an Stelle der Stadt Hannover) zur "Gauhauptstadt" ernannt sehen wollte. Mit der Umformung Braunschweigs zu einer Art "Reichsausbildungsstätte" hoffte er, diesem Ziel näher zu kommen.

Literatur:
Wedemeyer, Bernd: Das ehemalige Residenzschloss zu Braunschweig. Braunschweig 1993.
Schulze-Kossens, Richard: Militärischer Führernachwuchs der Waffen-SS. Die Junkerschulen. 2., erw. Aufl. Osnabrück 1987.