Mit dem Begriff "Waffen-SS" wurden seit 1939 die bewaffneten Formationen der Schutzstaffel (SS) bezeichnet. Sie umfasste die im Krieg eingesetzten militärischen Verbände und die Wachmannschaften der Konzentrationslager. Rekrutiert wurden die Mitglieder der Waffen-SS aus der Leibstandarte "Adolf Hitler" und den politischen Bereitschaften der SS (ab 1934 zusammengefasst in den SS-Verfügungstruppen) und den SS-Totenkopfverbänden, die 1938 zur "stehenden bewaffneten Truppe der SS" erklärt worden waren. Die SS-Verfügungstruppen unterstanden dem Inspekteur Paul Hausser.

Die Waffen-SS war für den Einsatz im Bürgerkrieg ausgebildet und wurde später an die Front verlegt, um dort unter dem Oberbefehl der Wehrmacht an den Kämpfen teilzunehmen; ihre Mitglieder verstanden sich als "politische Soldaten", d.h. nicht nur als Kämpfer, sondern auch als fanatische Träger der nationalsozialistischen Weltanschauung und als soldatische Elite. Die Aufnahme in die Waffen-SS erfolgte in erster Linie nach rassenbiologischen Kriterien; wie alle SS-Mitglieder mussten Angehörige der Waffen-SS ihren "Ariernachweis" bis ins 18. Jahrhundert erbringen. Die Ausbildung und Schulung der Kadetten, die zum Teil auch aus der Hitlerjugend kamen, fand an Junkerschulen statt. Eine von nur zwei solcher 'Ausbildungsstätten' im Deutschen Reich entstand in Braunschweig: die SS-Junkerschule im Schloss.

Im Lauf des Krieges wuchs die Waffen-SS zu einem multinationalen Korps heran. Im Juni 1941 zählte sie etwa 165 000 Mann, bis April 1945 war sie auf fast 800 000 Mann herangewachsen. Die Konkurrenzsituation zur Wehrmacht bei der Rekrutierung und die Kriegslage führten dazu, dass zunehmend "Volksdeutsche" und ausländische Freiwillige in die Waffen-SS aufgenommen wurden. Rekrutierungsnotwendigkeiten bedingten auch ein Abrücken von der vormals geforderten "Reinrassigkeit" der SS-Angehörigen. Zudem wurden neue Mitglieder zwangsrekrutiert. Die aktiven Verbände der Waffen-SS kämpften im Rahmen des Heeres; sie wurden neben speziell gebildeten SS-Einsatzgruppen sowie einzelnen SS-Brigaden zum Teil aber auch zu verbrecherischen Sonderaktionen eingesetzt. Zwischen diesen und den Feldeinheiten gab es im Krieg Personalaustausch. Auf fast allen Kriegsschauplätzen fielen Einheiten und Führer der Waffen-SS durch exzessive Härte auf. Hitler betrachtete sie als seinen militärischen Schutz gegen Unruhen und Aufstände im Innern und im Ausland. Der "Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei", Heinrich Himmler, sah in der Waffen-SS eine Garantie für die Vormachtstellung der SS in einer nationalsozialistischen Nachkriegsordnung.

In der Charta des Internationalen Militärgerichtshofs von Nürnberg wurde die SS mit ihren Abteilungen (Waffen-SS, Gestapo, SD, Allgemeine SS und Totenkopfverbände), unter Ausnahme der Reiter-SS, zur verbrecherischen Organisation erklärt.

Literatur:
Wegner, Bernd: Hitlers politische Soldaten: Die Waffen-SS 1933-1945. Studien zu Leitbild, Struktur und Funktion einer nationalsozialistischen Elite. 2. Aufl. Paderborn 1983.
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Drei Bände. Hrsg. von Israel Gutman. Berlin 1993.
Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hrsg. von Wolfgang Benz u.a. Stuttgart 1997.