Zur Geschichte der SS

Die 1925 gegründete SS, hervorgegangen aus der "Stabswache" Hitlers, gehörte zur NSDAP und war bis 1934 der Sturmabteilung (SA) untergeordnet. Nach dem sogenannten Röhm-Putsch - einer von Hitler befohlenen Mordaktion gegen die SA-Führung und politische Gegner am 30. Juni 1934 - konnte sich die SS als selbständige Organisation und politischer Machtfaktor im NS-Staat etablieren.

Rassenbiologie und Rassenmythologie hatten in der SS einen festen Platz. SS-Offiziere mussten ihre eigene "Reinrassigkeit" und die ihrer Ehefrauen bis zurück zum Beginn des 18. Jahrhunderts nachweisen, ein "arisches" Aussehen war Bedingung für die Zugehörigkeit zur SS. Mit der sich für Deutschland verschärfenden Kriegslage 1943/44 rückte man allerdings von diesen Elitevorstellungen ab, rassistischer Hochmut beugte sich den Rekrutierungsnotwendigkeiten. Als "Reichsführer SS" vesuchte Heinrich Himmler, diese Parteiformation nach seiner Vision eines nationalsozialistischen 'Ordens' zu formen, der sich unter dem Motto "Meine Ehre heißt Treue" zum unbedingten Gehorsam gegenüber Adolf Hitler verpflichtete. Innerhalb der SS wurden heidnische Zeremonien praktiziert und Wallfahrten zu germanischen "Heiligtümern" unternommen.

1934 entstanden auf Befehl Himmlers aus den politischen Bereitschaften der SS die "SS-Verfügungstruppen" unter Führung von Paul Hausser. Gemeinsam mit den zur Bewachung der Konzentrationslagern eingesetzten SS-Totenkopfverbänden bildeten sie den bewaffneten Teil der SS, die spätere Waffen-SS, deren Kader u.a. in der Braunschweiger SS-Junkerschule ausgebildet wurden. Neben dem Auf- und Ausbau des Konzentrationslagersystems übernahm die SS durch die Bildung eines Sicherheitsdienstes (SD) zunehmend die Rolle einer "Parteipolizei"; 1936 wurde der "Reichsführer SS" Himmler schließlich zugleich Chef der gesamten deutschen Polizei.
Der Apparat der SS auf Reichsebene umfasste neben der allgemeinen Führung und Verwaltung das "Rasse- und Siedlungshauptamt", das für die "Reinrassigkeit" der SS und später für die Siedlungspolitik in den besetzten Ostgebieten zuständig war, den SD als politischen Nachrichtendienst sowie die Sicherheitspolizei (SiPo), bestehend aus Gestapo und Kripo, die 1939 mit dem SD im Reichssicherheitshauptamt zusammengeschlossen wurde. Der Krieg führte zu einer enormen Vergrößerung der SS insgesamt. In den besetzten Gebieten wurden ab 1941 - u.a. unter Führung von Friedrich Jeckeln - Einsatzgruppen der SS aufgestellt, die Hunderttausende von Juden und politischen Gegnern ermordeten und mit der "Endlösung der Judenfrage" begannen. Die Ausbeutung und schließliche Ermordung der Häftlinge in den Todeslagern durch Gas wurde ebenso wie der Aufbau und die Verwaltung der Lager selbst von SS-Offizieren organisiert und geleitet. Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt führte ab Februar 1942 die Konzentrationslager als Arbeitskräfte-Reservoir, von dem SS-eigene Unternehmen profitierten.

In den Nürnberger Prozessen wurde die SS 1946 (mit Ausnahme der Reiter-SS) als Hauptträger des politischen Terrors zur verbrecherischen Organisation erklärt.


Quellen / Literatur:
Buchheim, Hans u.a.: Anatomie des SS-Staates. 2 Bde. Olten / Freiburg 1965f.
Birn, Ruth Bettina: Die Höheren SS- und Polizeiführer. Himmlers Vertreter im Reich und in den besetzten Gebieten. Düsseldorf 1986.
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Drei Bände. Hrsg. von Israel Gutman. Berlin 1993.
Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Hrsg. von Wolfgang Benz u.a. Stuttgart 1997.

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