Kaufhaus Adolf Frank
         "Warenhaussturm" in Braunschweig 
          am 11. März 1933
         "Sonnabend 17.00 Uhr 
          veranstaltete die SA-Kapelle auf dem Kohlmarkt ein Platzkonzert, bei 
          dem sich wie üblich, eine große Menschenmenge ansammelte. 
          Plötzlich strömte ein großer Teil dieser Menge, darunter 
          auch Frauen, nach der Schuhstraße ab, in der die großen 
          Warenhäuser Adolf Frank und Karstadt und das Kaufhaus Witting liegen. 
          Unter wildem Hallo wurden zunächst bei Frank die großen Spiegelscheiben 
          bis auf eine mit mitgebrachten Steinen, vielfach in Papier gewickelten 
          Ziegelsteinen, eingeschlagen(...)Es wurden übrigens nicht nur Steine 
          geschleudert - es wurde auch geschossen(...)
          Dann ging es mit Johlen, Schreien und Schießen weiter zu dem großen 
          Karstadt-Hause, das gerade gegenüber liegt(...)Dass es sich um 
          eine vorbereitete Aktion handelt, ergibt sich aus der Tatsache, dass 
          unmittelbar vor dem Angriff zwei Männer bei Karstadt eintraten, 
          von denen einer eine Lederjacke trug, und dem zunächst erreichbaren 
          Abteilungsleiter zurief, er solle dafür sorgen, dass das Publikum 
          aus dem Hause komme und das nichts gemaust werde. Fast unmittelbar darauf 
          flogen auch schon die Steine und klirrend brachen die Scheiben(...) 
          Die beiden Kaufhäuser waren zu dieser Zeit mit Käufern überfüllt, 
          und es ist natürlich, dass die Menge panikartig nach den Ausgängen 
          drängte, die als Notausgänge vorgesehen sind. Der Umsicht 
          des leitenden Personals ist es zu danken, dass die Häuser sich 
          ohne Zwischenfall entleeren konnten(...) Das Überfallkommando, 
          das nicht nur aus den beiden Kaufhäusern, sondern auch von geängstigten 
          Anwohnern aus der Nachbarschaft angerufen worden war, kam, - aber da 
          war schon alles vorüber, denn die ganze Aktion hatte sich in kurzer 
          Zeit abgespielt. Einige Käufer, die in dem Augenblick, in dem die 
          Menge heranströmte, aus dem Kaufhaus Frank kamen, sollen misshandelt 
          worden sein. Soweit die Teilnehmer an dem Sturm es nicht geraten fanden, 
          sich aus dem Staube zu machen, strömten sie zum Kohlmarkt zurück, 
          wo das Konzert inzwischen fortgeführt worden war. Inzwischen waren 
          die Landtagsabgeordneten Alpers und Schmalz auf dem Kohlmarkt eingetroffen, 
          die zur Ruhe und Ordnung aufforderten, und mit klingendem Spiel zog 
          die Menge durch den Hutfiltern über den Damm, den Bohlweg, Steinweg 
          und die Friesenstraße nach dem Volksfreundgebäude. Bei dem 
          Zuge durch den Hutfiltern wurden dann auch bei dem Kaufhaus Hamburger 
          u. Littauer sechs große Schaufensterscheiben eingeworfen. Die 
          Ermittlungen darüber, wer die Teilnehmer an diesem Warenhaussturm 
          waren, sind noch im Gange."(...)
         (Wolfenbüttler Zeitung, 13.3.1933; 
          Reproduktion des gesamten Artikels in: Reinhard Bein, Juden in Braunschweig, 
          Braunschweig, 1988, S. 52.)
        Dieser Artikel stellt die 
          Aktion sowohl als Ausdruck des "Volkszorns" wie auch als vorbereitete 
          Aktion dar. Auch wenn davon auszugehen ist, dass der erste Aspekt übertrieben 
          dargestellt ist, stellt sich doch die Frage nach der Rolle der Passanten. 
          War eine solche Aktion ohne Duldung bzw. Billigung eines beträchtlichen 
          Teils der Bevölkerung möglich?
          
          Als sich in der Nachkriegszeit der Blick auf 
          Einzeltäter richtete, wurden solche Fragen nicht mehr gestellt. 
          (...)