Das Staatsministerium, die heutige Bezirksregierung

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Staatsministerium

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Überblick

Das in den Jahren 1903 bis 1912 errichtete Gebäude Bohlweg 38 war Sitz des Braunschweigischen Staatsministeriums. Von hier regierte seit 1913 die Herzogliche Geheime Kanzlei, hier war u.a. der Sozialdemokrat Dr. Heinrich Jasper 1919/20, 1923 bis 1924 und 1927 bis 1930 Ministerpräsident. Von 1936 bis 1938/39 war die erste Etage des Staatsministerium Sitz der Gestapo, die mit ihren 3 Abteilungen schrittweise in die Leopoldstraße (1938) und Adolfstraße (1939) sowie übergangsweise auch in die Steinstraße (1939/40) umzog. Das Gebäude ist heute Sitz der Bezirksregierung. Vor dem Gebäude erinnert ein Denkmal an Heinrich Jasper, der von 1933-1939 im KZ Dachau in "Schutzhaft" gehalten wurde und nach erneuter Verhaftung am 19. Februar 1945 im KZ Bergen-Belsen ums Leben kam.

Nach den Landtagswahlen 1930 bildeten die bürgerlichen Parteien und die NSDAP eine gemeinsame Regierung (s. auch Landtag). Erstmals amtierte ein Nationalsozialist in Braunschweig als Minister, zunächst Anton Franzen, ab Oktober 1931 Dietrich Klagges als Innen- und Volksbildungsminister. Klagges, von Beruf Lehrer, war Mitglied der NSDAP seit 1925; in den zwanziger Jahren publizierte er seine völkischen, antidemokratischen und antisemitischen Vorstellungen. Unter seiner Führung benutzten die Nationalsozialisten mit machtbewusster Entschlossenheit ihre Regierungsbeteiligung, um im Land Braunschweig Verwaltung, Polizei und Bildungswesen in ihrem Sinne zu verändern. Kreisdirektoren, Schulräte, Lehrer und Richter wurden ausgewechselt.

Der Minister Klagges war im Februar 1932 maßgeblich an der Anstellung Hitlers als braunschweigischer Regierungsrat beteiligt, die Hitler die gewünschte deutsche Staatsangehörigkeit einbrachte (s. Einbürgerung Hitlers).

In Braunschweig hätten aufmerksame Zeitgenossen schon seit 1930 eindrucksvoll verfolgen können, welche Möglichkeiten der Machteroberung die NS-Bewegung durch Teilnahme an der Staatsgewalt erhielt, und wie sie diese Möglichkeiten nutzte.

Quelle:
Das Urteil gegen Dietrich Klagges. Braunschweig 1950.